(eb) Baden-Württemberg will rund 600 Frauen und Mädchen aus Syrien und dem Nordirak Zuflucht geben, die seit August 2014 Gewaltopfer der IS geworden sind. Angesichts der bevorstehenden Aufnahme der Frauen hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Öffentlichkeit zur Zurückhaltung aufgerufen. Die Frauen seien hochgradig traumatisiert und schutzbedürftig. Sie brauchen einen wirklichen Schutzraum. Zudem sei davon auszugehen, dass der IS die Aufnahme in Baden-Württemberg beobachte und die Frauen hochgradig bedroht seien, berichtet die RNZ am 04. März 2015.
Kirchliche Einrichtungen wollen sich bei der Unterbringung und Betreuung der sexuell missbrauchter Frauen aus Syrien und dem Nordirak engagieren. Zwei Klöster in Freiburg und Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) sowie drei syrisch-christliche Gemeinden in Göppingen, Ludwigsburg und Stuttgart wollen den traumatisierten Flüchtlingen Schutz bieten, berichtet der Reutlinger Generalanzeiger am 3. März.
Baden-Württemberg legt als bislang einziges Bundesland ein Sonderprogramm auf, um Hunderten Opfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu helfen. Im März sollen rund 20 Frauen aufgenommen werden.
Bei den Frauen handelt es sich insbesondere um Angehörige der Jesiden und christlicher Glaubensgemeinschaften. Darauf wies der Landtagsabgeordnete Uli Sckerl hin. Sckerl selbst hatte zum Zentralrat der Jesiden den Kontakt hergestellt und sie im Herbst 2014 zur Fraktionsklausur nach Berlin eingeladen. „Nach den Gesprächen war klar, wir müssen etwas zur Linderung und Überwindung des unermesslichen Leids dieser Menschen tun“, sagte er.
Dank des beharrlichen Engagements von Ministerpräsident Winfried Kretschmann könne das Land nun mehreren hundert Frauen und Mädchen konkrete Hilfe bieten. Persönliche Sicherheit, Ruhe und insbesondere medizinische und psychologische Betreuung seien von großer Bedeutung. Das Hilfsprojekt werde in Zusammenarbeit mit Fachleuten im Nordirak und bei uns umgesetzt. Es sei einzigartig. „Die große Hilfsbereitschaft kirchlicher und gesellschaftlicher Gruppen für die Frauen ist sehr beeindruckend“, so der Abgeordnete.
Im Nordirak und in Syrien sei in entsetzlicher Weise deutlich geworden, dass Gewalt gegen Frauen ein Mittel der Kriegsführung sei. „Die Frauen, die jetzt zu uns kommen, haben seit den ersten Überfällen der IS im August 2014 eine wahre Hölle erlebt: Gewalt und Vertreibung mit allen körperlichen und seelischen Folgen und dazu Stigmatisierung und Ausgrenzung aufgrund von Vergewaltigungen“.