4ter Themenabend der GAL „Ein Ökologischer Spaziergang“

Vom Eichelberg zum Rheintal
Von der Eigenart der Weinheimer Landschaften

Auf einem Spaziergang in Bildern vom Eichelberg bis zur Weschnitzaue im Rheintal stellte Diplombiologe Siegfried Demuth, am Freitag, den 23. Juni 2017 die typischen Standorte, Lebensräume und Pflanzen vor.

 

Im Naturschutzgesetz werden gleich anfangs die Ziele genannt: „Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft sind zu schützen.“. Darauf bezog sich Diplombiologe Siegfried Demuth bei seinem „Weinheimer Spaziergang mit Bildern“, den er auf Einladung der Grünen einem bunt gemischten Publikum vorführte. Einige interessierten sich speziell für die ökologischen oder geographischen Aspekte, andere für die Botanik und Landschaftskunde, aber alle konnten einfach die schönen Bilder genießen.

Der Start vom höchsten Punkt Weinheims, dem Eichelberg, zeigt gleich anfangs ein besonders geschütztes Biotop: Ein Blockmeer mit abgerundeten, teils bemoosten Granitfelsen, bewachsen mit Eichen, Ahorn und Linden. „Hier ist jeglicher Eingriff gesetzlich untersagt“, so Demuth. „Diese Felsformationen sind in über zwei Millionen Jahren Eiszeit entstanden. Eine Zerstörung wäre nicht umkehrbar.“
Unsere naturnahen Buchenwälder mit Buschwindröschen und Waldmeister sind zwar auch wertvoll und schön, stellen aber keine herausragende Besonderheit dar, sie sind in fast ganz Baden-Württemberg zu finden. Die im Gesetz hervorgehobene Eigenart findet sich hingegen noch in Eichentrockenwäldern. Früher diente die Rinde der Eichen der Ledergerbung.

Vom Odenwald ging es bergab in den zweiten Naturraum, der Weinheim umrahmt: Die typische Bergstraßenlandschaft, geprägt von Gärten und Weinbergen, die in dieser klimatisch günstigen Hanglage dominieren. Dabei ist insbesondere der Weinbau stark zurückgegangen: Wo noch vor 200 Jahren 208 ha auf Weinheimer Gemarkung lagen, sind es nur noch 6 ha. Auch die Gärten sind oft nicht mehr bewirtschaftet. Die Wiesenpflege zum Erhalt von Orchideen wie der Biegenragwurz erfordert den Einsatz des ehrenamtlichen Naturschutzes. Eine Besonderheit der Weinheimer Bergstraßenlandschaft stellt der Porphyrsteinbruch am Wachenberg dar, mit seinen Schutthalten und Steilwänden, den Gelbbauchunken und besonderen Vögeln. Er genießt daher den Status des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

In der Rheinebene, dem dritten Naturraum am Rande Weinheim, findet sich viel Siedlung, Gewerbe und Infrastruktur, es gibt aber auch großflächige Landwirtschaft. Während der Anteil der Ackerfläche zunimmt, ist die Wiesenwirtschaft geschrumpft. Die früheren Wässerwiesen wurden durch ein ausgeklügeltes System von Gräben und Schließanlagen mit Weschnitzwasser versorgt. Nach hundertjähriger Funktion endete diese Wirtschaftsweise aber um 1950, der konventionelle Ackerbau nahm zu, gleichzeitig aber auch der Siedlungsdruck und die Versiegelung. Immerhin ergeben sich an Baustellen und Straßenrändern für die Tierwelt wertvolle Rückzugsflächen. Ohne übermäßige Pflege gibt es hier dann eine farbenfrohe Ruderalvegetation mit Mohn und Lösels Rauke (siehe Foto).

Zum Schluss stellte Siegfried Demuth noch einige Wünsche aus Sicht des Naturschutzes vor: Für den Wald eine möglichst naturnahe Bewirtschaftung mit Alt- und Totholz. Für die Bergstraße Bewahrung der alten Kulturlandschaft, wir es das ILEK-Konzept unterstützt. Und für die Ebene mehr ökologische Landwirtschaft und die Renaturierung der Weschnitz.

Charlotte Winkler, die Vorsitzende der Weinheimer Grünen, bedankte sich herzlich bei Siegfried Demuth: „Es war sogar noch schöner und informativer, als wir erhofft hatten.“
Und sie konnte auch gleich den nächsten Termin für Naturfreunde bekannt geben: Die Weinheimer Grünen laden ein zu einer Radspazierfahrt durch die Feldflur. Mit fachlicher Unterstützung durch Siegfried Demuth mit den Landwirten Gernot Rauch und Fritz Pfrang wird der hiesige Landbau besichtigt, der ökologische wie der konventionelle. Treffpunkt ist die Kolpingscheuer bei der Bertleinsbrücke am Sonntag, den 9. Juli um 10 Uhr.