Moderne Verwaltungen können es sich nicht mehr leisten auf die besten Köpfe zu verzichten: Gleichstellung muss Chefsache werden.
Die Fraktion Die GRÜNEN im Landtag hatte am Dienstag, 18. November, zu einer Anhörung zum Thema „Mit Frauen Staat machen – Impulse für den öffentlichen Dienst“ eingeladen.
Die Abgeordneten, Charlotte Schneidewind-Hartnagel, frauenpolitische Sprecherin, und Petra Häffner, polizeipolitische Sprecherin der Fraktion, zogen ein gemeinsames Fazit: „Der öffentliche Dienst braucht Gender Diversity, um zukunftsfähig zu sein und innovativ arbeiten zu können. Nur so kann er auch in Zukunft die besten Köpfe gewinnen.“
Charlotte Schneidewind-Hartnagel unterstrich die Dringlichkeit des Themas: „Gleichstellung ist Pflicht und nicht Kür. Wirtschaftsunternehmen haben dies längst erkannt und handeln entsprechend. Der Öffentliche Dienst muss jetzt schnell nachziehen. Angesichts des demografischen Wandels können es sich öffentliche Verwaltungen nicht länger leisten auf gut ausgebildete und kompetente Frauen zu verzichten, nur weil Personalplanung und -förderung sich immer noch an der männlichen Durchschnittsbiografie ausrichtet. Es darf für Frauen keine gläserne Decke mehr geben.“ Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen wollen die Grünen nun mit der Novellierung des Chancengleichheitsgesetzes schaffen.
Am Beispiel der Polizei, einer klassischen Männerdomäne, verdeutlicht Petra Häffner, die Situation: „Bei der Polizei ist es derzeit leider immer noch so, dass Unterbrechungen durch Familienphasen oder Teilzeit das Karrierehindernis schlechthin sind. Polizeibeamtinnen werden allein durch ihre geringere Präsenz am Arbeitsplatz immer schlechter als ihre männlichen Kollegen beurteilt. Aber: Frauen, die wir jetzt nicht fördern, können morgen keine Spitzenpositionen einnehmen.“
Uwe Binias, Landespolizeipräsident von Niedersachsen, sieht neben den noch fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen ein weiteres Hindernis: „Gleichstellung muss Chefsache sein. Nur wenn das Thema auf allen Ebenen in den Köpfen und Herzen verankert wird, bewegt sich etwas.“ Die Polizei Niedersachsen hat bereits einen Frauenförderplan, der vom niedersächsischen Innenministerium per Erlass an alle Polizeibehörden verfügt wurde.
Petra Häffner begrüßte deshalb die Zusage des stellvertretenden Landespolizeipräsidenten von Baden-Württemberg, Dietrich Moser von Filseck, der sich Teilzeit in Führungspositionen zwar nicht im Verhältnis 50:50 aber dennoch im Verhältnis von 70:30 vorstellen kann: „Das wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“
„Ohne Frauen ist kein Staat zu machen“ – darin waren sich die Organisatorinnen, die Referentinnen und Referenten und Gäste der Anhörung einig. Noch nie hat es so viele gut ausgebildete, hochqualifizierte und motivierte Frauen gegeben wie heute. Jetzt muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, die Frauen gleichberechtigte Chancen bei der Laufbahnentwicklung im Öffentlichen Dienst sichern.
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