Kartoffeln und Knoblauch in den Fahrradkörben
Eingeladen hatten die Weinheimer Grünen, gekommen waren über 40 Interessierte, die den ökologischen Anbau und auch die Vielfalt der anderen hiesigen Feldfrüchte kennenlernen wollten. Dank der Fachleute wurden es über zwei kurzweilige und lehrreiche Stunden zum Thema Landwirtschaft in ihren verschiedenen Abhängigkeiten vom Wetter, den Böden, den Händlern und auch von den Preisen am Weltmarkt. Die Landwirte haben offenbar einen spannenden, risiko- und arbeitsreichen Beruf. Letzteres zeigte sich gerade an den Erntestellen: Selbst am Sonntag lief die Kartoffel- und die Knoblauchernte, so dass auch in etlichen Fahrradkörben die schmackhaften Knollen als Andenken landeten.
Elisabeth Kramer von den Weinheimer Grünen hatte beschlagene Experten dabei: öko-Landwirt Gernot Rauch und Diplombiologe Siegfried Demuth haben zunächst am Kartoffelacker die Artenvielfalt der Wildkräuter und damit auch der Insekten gezeigt. Dank des Herbizidverbots auf der öko-Fläche haben sich hier Kamille und Mohn, verschiedene Gräser und auch Kornblumen aus einer früheren Einsaat im Blühstreifen angesiedelt. „Dem Landwirt müssen die Wildkräuter nicht gefallen, das gilt auch für den Bio-Anbau. Aber die Böden und schließlich auch die Pflanzen- und Tierwelt profitieren hier enorm,“ erläuterte Demuth die Vorteile des ökologischen Landbaus.
Vielfalt zu bestaunen gab es aber auch auf den anderen Äckern. Zwar waren Gerste und Erbsen bereits abgeerntet, aber der versuchte Zwiebelanbau, der Grannenweizen und auch die Zuckerrüben konnten gezeigt werden, samt ihren Unkräutern. Das vollreife Rapsfeld stand kurz vor der Ernte. Die Landwirte Fritz Pfrang und Stephan Müller konnten den Sojaanbau bei uns anschaulich schildern. „Seit einigen Jahren ist der aus der Experimentierphase heraus. Soja als Eiweißpflanze nützt nicht nur der Pflanze selbst, sie sammelt auch Stickstoff für den Folgeanbau, wo dann Dünger gespart werden kann“, berichtet Pfrang am Rande des sattgrünen Sojafeldes.
Sattgrün glänzen auch die Maisfelder. Hier schildert Stephan Müller seine biologische Schädlingsbekämpfung: Er setzt Trichogramma aus, das sind kleine Schlupfwespen gegen den Maiszünsler. So kann er auf eine chemische Bekämpfung gegen den inzwischen zunehmenden Schädling verzichten. „Das ist mit viel Arbeit verbunden“, berichtet er, „da muss ich durch die Maispflanzen laufen und die Kärtchen möglichst gleichmäßig verteilen“. Die Zuhörenden waren davon ebenso beeindruckt wie von der Schönheit der Dinkelfelder. Dass hier bei uns Dinkel angebaut wird, war zuvor den wenigsten bekannt.
Bewundert wurden die charakteristisch gebogenen Ähren, dazwischen waren nur noch wenige Wildkräuter zu sehen. Der Mohn war größtenteils verblüht, der Windhalm wiegte sich sanft, wie sein Name es vorschreibt. „Im vergangenen Jahr war der Mohnbewuchs so kräftig, dass mehr fotografiert wurde als schließlich geerntet werden konnte“, berichtete Kramer von den Risiken des ökologischen Landbaus. „Aber in diesem Jahr konnte Gernot Rauch die mechanische Unkrautbekämpfung so einsetzen, dass alle zufrieden sein können: Die Bewunderer der farbigen Feldflur und auch der demnächst erntende Landwirt.“ Der war inzwischen abberufen worden: Drei Erntemaschinen verlangten ihn als Traktorfahrer. Nicht immer ist der Tagesablauf der Landwirte planbar.
Viel gelernt haben alle Teilnehmer auch zu Themen wie Fruchtfolge und ökologische Vorrangflächen (ÖVF). Die EU verlangt sie auf 5% der Felder, womit auch Blühstreifen am Ackerrand gemeint sind. Zu bewundern gabe es Blühstreifen mit Kornblumen, Luzerne, Sonnenblumen oder auch mit Buchweizen.