Die Pestalozzi-Grundschule hatte beantragt, eine Gebundene Ganztagsschule zu werden. Wider Erwarten hat der Gemeinderat dies am 12. Oktober mit knapper Mehrheit abgelehnt. Wie konnte es dazu komme?
Vorangegangen waren zwei Jahre intensiver öffentlicher Beratung und Diskussion, schließlich schien alles auf das von der Schule beschlossene Konzept hinauszulaufen. Im Februar hatte der Gemeinderat über das Rahmenkonzept Ganztagesgrundschule beraten und abgestimmt, einhellig. In mehreren Workshops wurde dieses Konzept zusammen mit verschiedenen Akteuren des Weinheimer Schullebens erstellt. Auch Elternbeiräte haben daran mitgewirkt.
Ziele des Konzeptes
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Größere Bildungsgerechtigkeit
Im Konzept heißt es, dass Weinheim eine Gebundene Ganztagsschule braucht. Auch der Kinder- und Jugendbeirat hat im September dem Antrag der Pestalozzi-Grundschule zugestimmt. Da waren auch StadträtInnen dabei, die dann bei der Schlussabstimmung im Gemeinderat anders abgestimmt haben.
Vor allem das Kollegium und auch die Schulkonferenz der Pestalozzi-Grundschule haben mit viel Engagement gezeigt, dass LehrerInnen eben nicht nur einen bequemen Weg gehen. Sondern sich auch Gedanken über eine andere Schule machen, die allen Kindern und auch den Familien gerecht wird.
Bisher bieten nur zwei Grundschulen in Weinheim den Ganztag in Wahlform an. Das ist bequem für die Familien, denn jeder meldet sein Kind so an wie er es braucht. Für die Schulen bedeutet es einen riesigen Organisationsaufwand und einen Balanceakt. Wenn nicht alle Kinder im Ganztag sind, kann am Nachmittag aber nicht viel mehr als Betreuung der Schülerinnen und Schüler stattfinden. Denn Unterricht würden ja die Kinder, die zu Hause sind, verpassen. Also muss dies alles in den Vormittag gestopft werden.
Gerade dies kann der verbindliche Ganztag besser machen. Der Schultag wird rhythmisiert, die Unterrichtszeit so strukturiert, dass auch am Nachmittag noch mit Freude gearbeitet wird. Und dadurch, dass alle Kinder da sind, können eben ganz andere Inhalte eingeplant werden.
Davon hätten alle Kinder profitiert. Darüber hinaus sollte es viele Angebote im musischen oder kreativen Bereich geben. Eine Werkstatt sollte eingerichtet werden und vieles anderes mehr. Ja, es könnten sich auch Ehrenamtliche im Ganztag einbringen. Aber in erster Linie wird der Ganztag von Pädagoginnen und Pädagogen gestaltet! Der Schule würden viel mehr Lehrerstunden zu Verfügung stehen. Es würde eine Schulsozialarbeiterin geben. Und für die Betreuung der 1. Klässler hätte die Stadt zusätzlich und freiwillig eine pädagogische Fachkraft eingestellt.
Weinheim ist – oder war? – eine Bildungsstadt. Mit der Einrichtung einer Gebunden Ganztagesschule hätte unsere Bildungslandschaft vollständiger werden können.
Nun wurde nicht nur ein sehr engagiertes Kollegium enttäuscht. Wir selber sind es auch.