RNZ sprach mit den Weinheimer Partei- und Fraktionschefinnen – „Leute wollen nicht mehr zuschauen“
Weinheim/Bergstraße. (web) 17,5 Prozent in Bayern, 19,8 Prozent in Hessen: Während Union und SPD darben, erleben die Grünen nach den letzten Landtagswahlen einen Höhenflug. Laut Elisabeth Kramer wirkt sich das auch in Weinheim aus: „Wir gewinnen viele neue Mitglieder dazu, jüngere wie ältere“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Wählervereinigung „Grüne Alternative Liste“ (GAL). Auch die anderswo befürchtete Überalterung der kommunalpolitischen Mandatsträger drohe der GAL nicht. „Wir werden bei der Kommunalwahl 2019 jüngere Kandidaten haben. Und die bekommen gute Listenplätze“, verspricht Kramer.
In der Zweiburgenstadt ist die GAL schon seit 1980 für die Kommunalpolitik zuständig. Die Bündnisgrünen kümmern sich um alles, was über das Lokale hinausgeht. Auch Charlotte Winkler, Vorsitzende des Weinheimer Ortsvereins von „Bündnis 90 die Grünen“, kann den Aufwärtstrend bestätigen. Vor der Jahreshauptversammlung (JHV) im Herbst 2016 hatten die Bündnisgrünen 37 Mitglieder, im Vorfeld der kommenden JHV sind es 52. Die GAL wuchs im selben Zeitraum von 82 auf 101 Mitglieder – wobei viele davon Mitglieder in beiden Organisationen sind.
Vor Kurzem gab es ein Willkommenstreffen für die Neuen. Dieses Mal nicht – wie sonst – auf Kreisebene, sondern nur für die Weinheimer. „Das alte Klischee vom Grünen, der Wollpulli trägt, gilt endgültig nicht mehr“, so Winkler. Es seien Neulinge aus etlichen Altersklassen und Berufsgruppen dabei. „Viele sind unzufrieden mit dem Zustand der Großen Koalition im Bund. Andere finden, dass es in Zeiten von grassierendem Rechtspopulismus und zunehmend spürbarem Klimawandel nicht reicht, einfach nur zuzuschauen.“ Für Kramer sind die starken Wahlergebnisse und Mitgliederzuwächse aber keineswegs allein dem Unmut über die GroKo geschuldet: „Die Führung der Bundesgrünen funktioniert, sie setzt Themen.“ Sie sieht keine Verwässerung ur-grüner Inhalte: „Wir sind penetrant dran an Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder Verkehr. Deshalb nimmt man uns ernst.“
Trotzdem reichen die Mitgliederzahlen der Grünen nicht an die Zahlen der CDU heran. Aber die Grünen sind in der Offensive: Seit August 2017 gibt es die Grüne Jugend Neckar-Bergstraße – gegründet von sieben jungen Frauen. Inzwischen sind es zwölf Aktive. Auch Gründungsvorsitzende Marilena Geugjes macht die Zuwächse mitunter an den politischen Entwicklungen in Großbritannien, den USA oder in Chemnitz fest. „Die jungen Leute wollen mehr, als sich nur zu informieren.“
Ein weiterer, wenn auch nicht der entscheidende Faktor sei, dass man von der Nähe zur Unistadt Heidelberg profitiere: „Dort gibt es Stadtquartiere mit 40-prozentigem Stimmenanteil für die Grünen.“