Das Leben mit Corona – unsere Mitglieder berichten

Beitrag Conni Münch-Schröder, 17.4.2020


Hallo, ich bin Conni Münch- Schröder. Ich bin seit 2010 im Weinheimer Gemeinderat.

Dort bin ich vor allem für die Bereiche Kinder/ Jugend/ Schulen und Kitas zuständig. Wen wundert es als Lehrerin? In der aktuellen Situation mache ich mir sehr viele Gedanken um die Familien.

Den ganzen Tag zusammen zu verbringen, ist nicht einfach. Den Kindern und Jugendlichen fehlen ihre gewohnte Struktur und das Zusammensein mit Gleichaltrigen. Viele Eltern sollen von zu Hause aus arbeiten und dabei einen Blick auf die Kinder haben. Sie sollen Mittagessen kochen, das es bisher in der Kita oder Schule gab, und auch noch die Sprösslinge im Homeschooling unterstützen. Da wird es sicher in vielen Familien auch mal knirschen.

Manche Eltern sind von Kurzarbeit betroffen, oder der Minijob fällt ganz weg. Etliche Familien geraten in wirtschaftliche Not. Manche Familien leben in kleinen Wohnungen, wo es wenig Rückzugsmöglichkeiten für die einzelnen Familienmitglieder gibt. In einigen Familien leben auch Kinder mit Behinderungen. Vorher gab es mit Einrichtungen ein Netz von Betreuungsmöglichkeiten. Jetzt sind die Eltern alleine zuständig. Noch schwieriger wird es natürlich für alleinerziehende Elternteile.

Zum Glück sind nicht alle Familien mit diesen Problemen beladen, die ich jetzt ansatzweise geschildert habe. Viele Eltern schaffen es, mit kreativen Ideen aus dieser Zeit einen Gewinn für alle zu machen. Denn bestimmt werden sich alle in vielen Jahren noch daran erinnern, was während der Coronakrise alles gemeinsam gemacht wurde. Gebastelt, musiziert, gekocht, gewandert, gespielt…. Und wie schön das doch war!

Ich wünsche allen Familien, dass sie diese Zeit so gut überstehen, dass am Ende die positiven Erinnerungen überwiegen.

Ganz zum Schluss habe ich noch einen Tipp als Lehrerin: Die Lernpakete sind ein Angebot. Klar, die Kinder und Jugendlichen sollen im Lernen bleiben, sollen nicht einrosten und nicht vor Fernseher und anderen Medien abtauchen. Aber nicht alles, was, an Aufgaben kommt, muss bis ins Kleinste abgearbeitet werden.

Das Wichtigste ist: haben Sie Ihr Kind lieb, habt Eure Eltern lieb!

PS: Das Bild entstand im Dezember letzten Jahres.

 

Beitrag Andreas Marg, 15.4.2020


Mein Name ist Andreas. Ich bin 67 Jahre alt und gehöre in der Coronaepidemie zu der sogenannten Risikogruppe.

Die Epidemie, das Nichtvorhandensein eines Impfstoffs, die Gewalt der Ansteckung und Ausbreitung des Virus, haben mir die Nichtverfügbarkeit des Lebens vor Augen geführt. Ich spüre hautnah, wie sinnvoll Vorsicht und Schutz sein kann. Dafür nehme ich viele Einschränkungen gerne in Kauf.

Dennoch: Ich will keine blinde Zustimmung zu all diesen Maßnahmen. Ich wünsche mir eine breite gesellschaftliche Diskussion, wie es mit der Prävention in den nächsten Monaten weitergehen kann. Der Schutz meiner Grundrechte ist mir wichtig.

Ostern wird anders als gewohnt. Mit den Kindern werden wir nur ein Videofrühstück machen können, statt zusammen zu sein.

Familien mit an einer Demenz erkrankten Menschen haben durch den Wegfall von Tagespflegen, von Betreuungsgruppen oder von osteuropäischen Hilfskräften erhöhte innerfamiliäre Belastung. Statt in persönlichem Kontakt kann ich jetzt nur telefonisch Unterstützung anbieten.

Die politische Arbeit hat sich durch die Epidemie stark verändert. Für mich wichtige Themen wie das Gewinnen von Baugemeinschaften gemeinschaftlichen Wohnens im Baugebiet Allmendäcker stellt die Epidemie plötzlich hintan.

Aber ich kann mich glücklich schätzen, als Rentner ein sicheres Einkommen zu haben. Viele Selbständige oder Freischaffende stehen ja derzeit gleichsam vor dem Nichts. Ich aber kann mich in Ruhe meinen Hobbies widmen, wie dem Singen. Ich kann mich am Frühling im Garten erfreuen, bin mit dem Rad unterwegs oder laufe im Wald meine Runden.

 

Beitrag Sabine Wagner, 13.4.2020


Hallo, mein Name ist Sabine. Zur GAL kam ich 2012 über die Bürgerinitiative „Rettet die Weinheimer Breitwiesen“ und fast so lange nun  als Beraterin in verschiedenen Ausschüssen des Weinheimer Gemeinderates ehrenamtlich tätig. Mein besonderes Anliegen ist – neben den bekannten „grünen“ Themen vor allem auch soziale Gerechtigkeit.

Covid 19.

Immer wieder einmal erinnere ich mich an Karl Valentins Zitat „Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem“. Denn, die Informationsflut ist gigantisch und selbstredend gibt es viele Stimmen, die gehört werden wollen. Nun ist diese Situation in ihrem globalen Ausmaß aber auch bisher einmalig. Die Entscheidungen und Maßnahmen der deutschen Politik, insbesondere auch hier „im Ländle“, erscheinen mir deshalb als absolut passend.

Persönlich katapultiert mich Covid 19 aufgrund einer chronischen Atemwegserkrankung nun plötzlich in eine „Risikogruppe“ und damit in eigene Ängste, die ich verarbeiten muss.

Waren die ersten beiden Wochen im Homeoffice noch „bizarr“, ist mittlerweile Gewohnheit eingekehrt und vor allem auch Dankbarkeit. Denn ich kann vollumfänglich von zu Hause arbeiten. Dankbarkeit gilt deshalb auch den technischen Möglichkeiten, die dies möglich machen  und   Verbindung schaffen, auch in der Zeit dieser physischen Isolation. Das gilt für den beruflichen Kontext, aber auch für den privaten Bereich. Wie ja nun auch die Mitgliederversammlungen des politischen Ortsverbandes per Videokonferenz stattfinden.  

Im Freundeskreis erlebe ich zudem eine Renaissance des guten, alten analogen Telefons und einmal mehr zeigt sich auch hier eine besondere Verbundenheit.  Dankbarkeit gilt auch meinem kleinen Garten und meinen drahtlosen Kopfhörern. Es gibt soviele interessante Podcasts und natürlich auch Musik tut der Seele gut.

Was ich definitiv vermisse ist, meine Tochter umarmen zu dürfen.

Begeisternd finde ich die vielfältigen, kreativen und empathischen Initiativen, die sich entwickeln.  Sei es auf Nachbarschaftsebene, bei Kulturschaffenden oder beim lokalen Handel. Dieser Zusammenhalt ist toll. Wir werden diese Solidarität und Kooperation auf allen Ebenen weiter dringend benötigen. Auch wird der smarte Spruch „buy local“ nun noch einmal eine andere Bedeutung gewinnen und ebenfalls auf allen Ebenen reflektiert werden müssen. In jeder Krise liegt eine Chance. Ich wünsche mir, dass wir sie sehen und nutzen.

 

Beitrag Stefano Bauer, 10.4.2020


Hallo, ich heiße Stefano, bin 21 Jahre alt und bin seit letztem Jahr im Weinheimer Gemeinderat.

Corona hat meinen Alltag komplett umgekrempelt und mich dazu gebracht, meinen Tag anders zu strukturieren als bisher – so geht es denke ich allen.

Fraktionssitzungen, Mitgliederversammlungen und sonstige Meetings, die vor der Krise größtenteils persönlich stattgefunden haben, finden nun ausschließlich digital per Telefon – oder Videokonferenz statt. Daher verbringe ich nun eine Menge Zeit vor Bildschirmen. Am Anfang war das schon eine Umstellung, gerade weil auch alles so plötzlich ging und (digitale) Lösungen quasi über Nacht gefunden werden mussten.

Außerdem überlege ich immer, welche Erledigungen überhaupt zwingend notwendig sind, sei es der Gang zur Post oder kurz in den Supermarkt. Vor Corona hat man darüber nicht nachgedacht, sondern einfach getan zu was man Lust hatte. Das Herunterfahren des sozialen und öffentlichen Lebens ist ein ganz merkwürdiges Gefühl – so, als stehe man neben dran und ist nur Beobachter der Krise, die an einem vorbeizieht wie ein heftiger Sturm.

Doch zurzeit habe ich wieder mehr (digitalen!) Kontakt zu Freunden, komme wieder öfters dazu ein Buch in die Hand zu nehmen und gehe täglich an der frische Luft laufen oder Rad fahren, immer im gesunden Abstand zu Mitmenschen. Der Ausgleich tut Körper und Geist gut!

Und was mir mehr denn je bewusst geworden ist: Unsere Freiheitsrechte sind ein unbezahlbares Gut. Ich freue mich auf die Zeit nach der Krise, wenn ich all meine Freunde, Familie und Menschen, die ich mag, wieder treffen kann. Ich hoffe, dass die große Solidarität, wie wir sie zurzeit erleben, auch nach der Coronakrise anhält und das WIR-Gefühl, Hilfsbereitschaft und Toleranz dadurch gestärkt werden.

 

Beitrag Kerstin Treber-Koban, 8.4.2020


Ich bin Kerstin Treber-Koban, Zugezogene aber schon lange bei den GRÜNEN und seit Januar im Vorstand hier in Weinheim.

Wir alle befinden uns derzeit in einer Situation, die wir das erste Mal erleben und und es gab keine Möglichkeit für eine Generalprobe. Planungen, die getroffen waren sind hinfällig und wir müssen sie einerseits loslassen und andererseits offen für neue Planungen sein. Das versuchen wir auch unseren Kindern zu vermitteln.

Wie die Abiturprüfung unseres Sohnes ablaufen wird, bleibt noch unsicher. Aber eine Abifeier, einen Ball oder ähnliches wird es sicher nicht geben. Die Konfirmation unserer Tochter ist ebenfalls erst mal abgesagt. Die große Familienfeier, auf die sich alle gefreut haben, fällt aus.

Damit ist natürlich auch die Buchung im Gasthaus storniert, es werden keine schicken Klamotten gekauft, keine Torte für die Kaffeetafel bestellt. Ein Dominoeffekt, der vieles mitreißt. Das ist traurig und erfüllt uns alle mit Sorgen.

Telefonate mit dem Rest der Familie, in unserem Heimatort bei Frankfurt/M., sind inzwischen an der Tagesordnung. Unterstützung, in dem Kontakt gehalten und gelebt wird, gerade für die älteren Familienangehörigen. Die lernen jetzt zu WhatsAppen, zu Scypen und wie eine Telefon-Konferenz funktioniert. Gemeinsam sein trotz Abstand. Und doch leiden alle unter den fehlenden direkten, körperlich-sozialen Kontakten.

Der diesjährige Familien-Urlaub sollte ein Road-Trip durch Italien werden. Damit ist dann zu dieser Planung auch schon alles gesagt. Es werden sich neue Möglichkeiten finden, zum Feiern, zum Treffen und zum Urlaub verbringen. Demnächst, irgendwann.

Herzliche Grüße aus Weinheims Nordstadt, bleibt möglichst lange gesund, Kerstin

 

Beitrag Gerald Raupach, 6.4.2020

 

 

Beitrag Letizia Stalf, 4.4.2020

 

Mein Name ist Letizia und ich bin seit November zusammen mit Brigitte die 1. Vorsitzende der Grünen und der GAL in Weinheim.

Mein Leben hat sich mit Corona verändert.

Ich habe seit März einen neuen Job und bin nun ausschließlich im Homeoffice. Mein Freund auch, deshalb mussten wir uns einen zweiten Schreibtisch zusammen bauen aus allem, was der Keller so hergab. Das Einarbeiten funktioniert von zu Hause, aber das Zwischenmenschliche mit den Kollegen fehlt einem halt schon.

Am meisten vermisse ich privat meine Familie. Ich hatte diese Woche echt meinen Tiefpunkt. Normalerweise sehe ich meine Eltern und Schwiegereltern sehr oft. Die Distanz macht mich richtig traurig. Ich denke das geht sehr vielen so Ich freue mich auf die Zeit, in der wir alle wieder gemeinsam im Garten zusammen sitzen können. Trinken, essen und gemeinsam lachen!

Für meine Grüne Arbeit hat sich auch einiges verändert. Nicht alles nur zum Schlechten:
Die Leute werden mit Corona kreativer und auch digital tut sich einiges. Mittlerweile halten wir die Mitgliederversammlungen online ab. Das war vor 6 Wochen noch undenkbar! Dennoch auch hier: Persönlich ist halt einfach schöner ?

Ich nehme mir fest vor nach der „Corona- Quarantäne“ jedes persönliche Gespräch mehr wertzuschätzen, jeden Gesichtsausdruck und jedes Lachen festzuhalten. Ich finde den Zusammenhalt in der Weinheimer Gesellschaft, der sich gebildet hat, jetzt schon beeindruckend und ich würde mir wünschen, dass wir diesen Spirit einfach weiter beibehalten. Bleibt gesund und glücklich!