Brücken, Tunnel und Stützwände im Zuständigkeitsbereich der Stadt Weinheim kosten sehr viel Geld ! Unterhalts- und Neubau-Maßnahmen müssen durchgeführt und bezahlt werden. Alle genannten Bauwerke müssen alle in 6 Jahre einer Hauptprüfung unterzogen werden. Ein Ingenieurbüro aus Karlsruhe hat in den letzten 6 Jahren diese Aufgabe durchgeführt. Das Ergebnis wurde Anfang Oktober dem ATU (Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderates) vorgestellt.
Es gibt 55 unterschiedliche Bauwerke die unterschiedlich alt sind!
Bei 40% der Bauwerke kennt man also nicht das Jahrzehnt, in welchem sie gebaut wurden ! Nicht überraschend hingegen ist die Tatsache, dass der Schwerpunkt der Entstehung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts liegt.
Damals träumte man ja von der autogerechten Stadt, baute in ganz Deutschland Straßen ohne Ende – und glaubte in Weinheim, die Westtangente vierspurig auslegen zu müssen. Von den Kosten her rächt sich das mit den Instandhaltungskosten der dortigen Unterführung (unter dem Multzentrum), welche grundsätzlich in Tunneln wesentlich höher sind als bei Brücken. So ist z.B. beim gerade mal 172 m langen und 6 Jahre alten Schlossbergtunnel bereits 2017 eine neue Wandbeschichtung erforderlich, um die Tunnelwände vor Spritzwasser und Tausalz zu schützen, da sich – völlig normal – bereits kleine Risse in den Wänden gebildet haben. Die geschätzten Kosten hierfür liegen bei 250.000 €. Wenn man sich die Instandhaltungskosten von Tunneln anschaut, ist allein von der Kostenseite her (neben den hohen Baukosten) ein Tunnel vom Multring ins Gorxheimer Tal, wie er früher angedacht war und in manchen Köpfen immer noch herumspukt, der glatte Wahnsinn.
Insgesamt ist der Zustand der untersuchten 55 kommunalen Bauwerke relativ gut. Weinheim steht damit laut dem prüfenden Ingenieurbüro deutlich besser da als andere süddeutsche Städte. Trotzdem bekommen aktuell 24 Bauwerke nur die Note „ausreichend“ und 7 sind in einem noch schlechteren Zustand.
Auf alle Fälle ist es zu loben, dass der aktuelle Zustand dem ATU vorgestellt wurde und insbesondere, dass eine planerische Übersicht der erforderlichen Maßnahmen in den nächsten Jahren nebst groben Kosten erstellt wurde. Jetzt haben es Verwaltung und vor allem Gemeinderat in der Hand, in den Haushalt entsprechende Gelder einzustellen, um im Sinne einer nachhaltigen frühzeitigen Instandsetzung, bzw. Sanierung, hohe Folgekosten in späteren Jahren zu vermeiden.
Ein „grünes Fazit“ könnte also lauten:
- Insgesamt ist es gar nicht so schlecht gelaufen mit den Brückenbauwerken in Weinheim
- Tunnelbauten sollte man künftig jedoch vermeiden
- Das Tiefbauamt ist zu loben für seine transparente nachhaltige Planung
Trotzdem kommen in den nächsten Jahren nicht unerhebliche Kosten für Unterhalt und Investition auf Weinheim zu. Im einzelnen lauten die geschätzten Beträge:
Bei jährlichen städtischen Gesamt-Investitionen von 21 – 26 Mio € in den letzten Jahren sind das nicht unerhebliche Beträge – zumal nicht abzusehen ist, ob zu den heute schon feststehenden Unterhaltskosten ab 2020 möglicherweise noch weitere Kosten hinzukommen. Auf alle Fälle sollten diese Unterhalts- und Investitions-Maßnahmen nicht auf die lange Bank geschoben werden.
Am dringendsten ist der Handlungsbedarf übrigens bei den beiden sog. „Zwillingsbrücken“ am Hauptbahnhof über die Alte und Neue Weschnitz. Beider Zustand wird als „ungenügend“ beurteilt. Es gibt jeweils akuten Bedarf zur Instandsetzung in Höhe von je rund 130.000 € – und für 2018, bzw. 2019, sind Ersatz-Neubauten mit Kosten von je rund 580.000 € geplant.
Das allereinfachste Beispiel für eine erfolgreiche Kostenreduzierung liefert die ehemalige Fußgänger-Überführung zum Kreiskrankenhaus über die Mannheimer Straße. Diese taucht noch mit Bewertung „ungenügend“ in der Liste auf. Inzwischen ist sie abgerissen und durch eine ebenerdige Ampelquerung ersetzt. Damit hat Weinheim nur noch 54 Brückenbauwerke – und für dieses Bauwerk fallen definitiv nie mehr Unterhalts- oder Investitionskosten an.