Günstiges Wohnen in Selbstverwaltung mit ökologischen und sozialen Zielen.
Ein interessiertes Publikum war der Einladung der Grünen/Alternativen Liste (GAL) gefolgt, darunter auch Oberbürgermeister Heiner Bernhard mit Verwaltungsangehörigen. Isa Weitz vom Templerhaus in Weinheim und auch Günter Bergmann von der Mannheimer Initiative umBAU²Turley stellten ihre Wohnhäuser aus dem Verbund des Mietshäuser Syndikats (MHS) vor. Das sind Wohnprojekte, die nicht im Privatbesitz sind. Sie gehören der Hausgemeinschaft, die sich genossenschaftsähnlich als GmbH organisiert hat. „So können wir selbstverwaltet zu Miete wohnen“, berichten sie.
Im Templerhaus in der Weinheimer Altstadt wohnen seit elf Jahren sieben Erwachsene und sechs Kinder, das sind Familien und auch Einzelpersonen. Sie hatten als Gruppe ein größeres Wohnhaus gesucht, kaufen konnten sie aber nicht. Über das Mietshäuser Syndikat gab es dann die Möglichkeit des gemeinschaftlichen Wohnens in Selbstverwaltung. „Wir entscheiden in der Hausgemeinschaft immer im Konsens. Das ist nicht immer einfach, führt aber zu dauerhaften Lösungen, oft mit viel gemeinschaftlicher Arbeit.“ Das Ergebnis sind sehr günstige Mieten und selbstverwaltetes Wirtschaften.
Diese Vorteile betonte auch Günter Bergmann(zweiter v.l.), der mit 30 Personen (darunter 11 Kindern) in 12 Wohnungen ein neues Haus im Bereich der früheren Mannheimer Turley Kasernen bewohnt. Der Neubau ist energetisch vorteilhaft und trotzdem preiswert gebaut, hier haben die Bewohner großen Wert auf Zukunftsfähigkeit gelegt. „Schließlich sollen noch drei weitere Generationen dort wohnen“, unterstreicht Bergmann die Nachhaltigkeit des Konzepts: „Soziales und ökologisch nachhaltiges Bauen sind kein Widerspruch.“
Zu Baugenossenschaften sind zwei wesentliche Unterschiede herauszustellen. Zum einen ist jedes einzelne Wohnprojekt selbstverwaltet. Es hat als Hausgemeinschaft und quasi Eigentümer seinen eigenen Gestaltungsspielraum. Die Absicherung in der eigenen GmbH, der auch das MHS angehört, dient der langfristigen Sicherung als Gemeinschaftseigentum. Somit ist auch eine Spekulation mit Haus und Grund ausgeschlossen. Zum andern sind keine anfänglichen Einlagen nötig. Die Finanzierung erfolgt über private Direktkredite und wie üblich auch über Bankkredite. Nach deren Ablösung sinkt der Mietzins schließlich, dafür folgen leicht erhöhte Zahlungen in einen Solidarfonds des MHS. Dieser steht wieder neuen Wohnhäusern zur Verfügung. Festgeschrieben ist dabei, dass der Mietzins nicht höher liegen soll als 80% der ortsüblichen Vergleichsmiete.
Das gelingt in Mannheim gut, wo es schon drei Projekte unter der Obhut des MHS gibt, alle im Bereich der früheren Turley Kasernen. In ganz Deutschland gibt es inzwischen weit über 100 dieser selbstorganisierten Mietshäuser, die Zahl steigt. Und überall gilt: Die gefürchteten Kündigungen wegen Eigenbedarfs kann es nicht geben.
Von Seiten der Stadtverwaltung Mannheim hat Arnold Jung (Fachbereich Stadtplanung, Erster v.l) erläutert, welche Vorteile sich durch diese Projekte für die Stadt ergeben. Neben den günstigen Mieten stellte er die ökologischen Pluspunkte dar und auch den Gewinn für ein Quartier mit einem solchen Hausprojekt. Hier bräuchte man als Stadt keine Sorge zu haben um die Zukunft, denn die engagierte Hausgemeinschaft wirke sich auch positiv auf das Umfeld aus. Daher hat die Stadt Mannheim ein offenes Ohr für solche Projekte. Sie bietet sogar verbilligtes Bauland an. Mit einer Koordinierungsstelle gemeinschaftliche Wohnformen gibt sie Interessierten Rat und Unterstützung.
Ob es in Weinheim ein zusätzliches Wohnprojekt dieser Art geben wird? Konzepte wie das vom Mietshäuser Syndikat lohnen sich, weiter bekannt gemacht zu werden. An diesem Abend waren schon einige Interessierte da, die sich zusammenfanden und vielleicht so ein Projekt starten wollen. Wer Interesse hat, kann sich an Ulrike Klein wenden lichtblick55@web.de. Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist, wenn eine kleine Gruppe beginnt, dann können weiter dazu stoßen.
Für die einladende GAL hat Dr. Andreas Marg die selbstverwalteten Wohnhäuser als wertvolle Impulse für die Stadtgesellschaft gelobt. Er stellt heraus: „Gerade in Hinblick auf die notwendige ökologische Rücksichtnahme ist flächensparendes Bauen ebenso wie sozial und energetisch nachhaltiges Bauen ein wichtiges Ziel“.