Wie in vielen Städten in Deutschland und Europa habe sich 250-300 Menschen auf dem Marktplatz versammelt um für Europa zu demonstrieren. Organisiert von jungen Menschen, parteiübergreifend mit überzeugenden Argumenten.
Marilena Geugjes und Frieda Fiedlers Rede zu „Pulse of Europe“
Was ist Pulse of Europe? Erst einmal sind wir eine „Dafür-Bewegung“. Für Europa. Wir wollen nicht gegen etwas wettern, sondern Positives auf die Straße tragen. Negative Stimmen sind immer die lautesten, obwohl sie nicht die meisten sind. Man hört seit einiger Zeit fast nur noch Negatives zum Thema Europäische Union: Eurokrise, Griechenland, Brexit und Rechtspopulisten in vielen EU-Ländern, die ein Zurück fordern.
Ein Zurück ins Nationale, ins Kleine und Begrenzte. Die positiven Stimmen über Europa sind, obwohl in der Mehrzahl, viel zu leise. Wir sind heute hier, um zu zeigen, dass die Europäische Union etwas Positives ist, dass wir von ihr überzeugt sind, so überzeugt, dass wir für sie laut sein wollen, auf die Straße gehen wollen und zeigen: Wir sind hier, und wir sind Europäerinnen, wir sind Europäer. Und mit uns zusammen machen das jetzt gerade, jeden Sonntag um 14 Uhr, Tausende von anderen Menschen in über 50 deutschen und insgesamt 80 europäischen Städten.
Lasst uns die europäische Idee wieder stark machen. Die europäische Idee ist Frieden. Frieden, Völkerverständigung, Weltoffenheit, Solidarität, Neugierde auf andere Kulturen und die Einsicht, dass kein Land allein und abgeschottet vor sich hinvegetieren kann. Zusammen ist man immer stärker. No man is an island, no country by itself. Let us be the pulse of Europe, lasst uns der Puls von Europa sein! !
Das Jahr 2017 nennen sie das europäische Superwahljahr, mit nationalen Parlamentswahlen in den Niederlanden und in Deutschland, Präsidentschaftswahlen in Frankreich und zahlreichen Ladtagswahlen in Deutschland, bei denen die AfD gute Chancen hat, in die Parlamente zu kommen. In den Niederlanden haben die Rechtspopulisten bereits eine Schlappe gekriegt und wir hoffen, dass es Frau Le Pen bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich im Juni auch so gehen wird. Bis dahin werden wir auf die Straße gehen und zeigen, dass Europa nicht nur Kritiker hat. !
Wir, die das hier heute organisiert haben, sind eine handvoll europabegeisterte Bürgerinnen und Bürger aus Weinheim und anderen Bergstraßengemeinden. Wir sind un- bzw. überparteilich, jeder darf mitmachen, und wir würden uns sehr freuen, wenn einige von euch vielleicht Lust hätten, Teil von Pulse of Europe Weinheim zu werden. Sprecht uns nachher einfach an. !
Unser Ablauf wird heute so aussehen: Wir bleiben eine Stunde hier zusammen und werden gemeinsam abschließen. Jetzt wird es von unserer Seite zumächst zwei kurze Reden geben: Einmal zu den Zielen von Pulse of Europe (Frieda Fiedler) und ich möchte später noch etwas zu einem Thema sagen, das mir besonders am Herzen liegt, nämlich welche Rolle vor allem junge Leute für Europa spielen. Es wird auch Grußworte geben, unter anderem von unserem Oberbürgermeister Heiner Bernhard. Und danach, auch das ist fester Bestandteil von Pulse of Europe, steht das Mikrophon für alle offen. Jeder, der möchte, darf etwas sagen, bitte einfach melden. Die Beiträge sollten nicht länger als drei Minuten sein.
Und wichtig: Das hier ist keine Bühne für anti-europäische Reden. Die haben hier keinen Platz. Wer das will, muss woanders hingehen. Gegen viertel vor 3 wollen wir alle zusammen „Ode an die Freude“ singen, die Hymne der Europäischen Union. Zum Abschluss bilden wir dann eine Menschenkette entlang des Marktplatzes, von oben und bis unten. Auch das gehört, neben dem offenen Mikrofon und dem Singen, zu den Bestandteilen von Pulse of Europe. Danke, dass ihr alle gekommen seid, und jetzt Frieda!
Junge Leute in Europa ! Ich möchte heute vor allem die Jungen hier unter uns begrüßen und dazu ermuntern, sich für Europa einzusetzen. Natürlich ist auch das pro-europäische Engagement der etwas älteren Bürgerinnen und Bürgern auch wichtig, aber eine wichtige Sache trennt unsere Generationen. Ihr, ihr Älteren, ihr wisst noch, wie es ohne die Europäische Union war. Als man an allen Grenzen den Pass zeigen musste, für jeden Urlaub Geld wechseln und man nur wenig Bekanntschaften im Ausland hatte. Reisen war ein großer Aufwand. Und vielleicht wissen manche von euch sogar noch, wie es war, als die euroäischen Länder noch nicht in Frieden miteinander gelebt haben.
Ihr wisst, was ihr an der EU habt. Wir jungen Leute, wir „Millenials“ wissen das nicht mehr. Wir sind in der EU geboren, als Teil dieses riesigen Friedensprojekts, und kennen es nicht anders. Wir reisen, ohne Pass, wir sind sehr gut vernetzt mit unseren Freunden in ganz Europa, leben zum Studieren in anderen Ländern und können es uns vielleicht sogar vorstellen, in Zukunft in einem anderen Land als Deutschland zu arbeiten. Wir sprechen mehrere Sprachen, Kulturen vermischen sich, Nationalismen verschwimmen. Wir sind Europäerinnen und Europäer. Wir kennen es nicht anders. Aber ein Problem gibt es dabei: Wir nehmen es die EU für selbstverständlich. !
Dass sie aber nicht selbstverständlich ist, hat uns die jüngste Vergangenheit gezeigt. Großbritannien hat sich dazu entschieden, aus der EU auszutreten. Entschieden haben das vor allem die Älteren, die Jungen sind mehrheitlich einfach gar nicht zur Wahl gegangen. Sie haben vorher nicht einschätzen können, wie wichtig diese Entscheidung für sie ist. Dass tatsächlich ihre Mitgliedschaft in der Europäische Union auf dem Spiel steht. Und jetzt im Nachhinein bereuen sie es. Mit den Konsequenzen leben müssen jetzt allerdings vor allem sie, denn von der Zukunft werden sie ja am meisten mitkriegen !
Die EU ist so viel mehr als nur eine internationale Organisation. Sie vertritt und sichert Werte. Werte, für die ihr Älteren jahrzehntelang eingetreten seid und deren Verrechtlichung ihr erreicht habt. Wir sind mit diesen Werten aufgewachsen. Wir nehmen sie für selbstverständlich. Die Wahl von Trump in den USA hat uns aber gezeigt, dass genau diese Werte plötzlich in Frage gestellt werden. Bürgerrechte, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Homosexualität, Akzeptanz von Ausländern und Andersartigkeit – das ist plötzlich alles nicht mehr selbstverständlich.
Diese Werte werden hier in Europa von der europäischen Grundrechtecharta festgeschrieben, die EU sichert Rechte wie diese. Deshalb sollten wir die EU sichern. ! Wie kann man Dinge wie Brexit und Trump erklären? Wir leben in einer Zeit, in der alles immer schneller wird, immer größer, und das macht einigen Menschen Angst. Sie haben Angst vor Veränderung und denken, dass es die Lösung sei, sich zurückzuziehen in das was sie kennen, zurück ins Kleine und ins Nationale. Das ist aber NICHT die Lösung. Die Lösung ist vielmehr sich einzumischen, Globalisierung mitzugestalten, offen zu sein.
Auch dafür steht die Europäische Union, für Weltoffenheit. Gerade auch in Zeiten der so genannten Flüchtlingskrise brauchen wir Offenheit und Toleranz und vielleicht auch ein kleines bisschen Mut. Denn Dinge werden sich verändern, aber das ist okay so, das war schon immer so. ! Es geht bei der EU nicht um Gurken oder Glühbirnen oder Staubsauger, es geht um Solidarität, Weltoffenheit und Völkerverständigung. Es geht darum, in was für einer Zukunft wir leben wollen. Und, liebe Junge hier unter uns, das ist vor allem unsere Zukunft. Also stellt euch hinter die EU, hinter unsere Werte und Vorstellungen von einer lebenswerten Zukunft, überlasst die Bühne nicht den eurokritischen Rechtspopulisten. Es ist so viel leichter, etwas schlecht zu machen, als für etwas einzutreten. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir das machen.
Europa ist in Gefahr, und wir müssen es retten. Vor allem um unserer eigenen Zukunft willen.