Habt Ihr das auch schon mal gemacht? Ich ja: Wenn im Fernsehen eine Dokumentation über Tiertransporte, industrielle Fleischproduktion oder Tierversuche läuft, schalte ich ganz schnell um oder schalte wenigstens den Ton ab. Wenn ich nicht schnell genug bin und doch diese grauenvollen Bilder sehe, habe ich sie Tage und Wochen vor Augen und kann es nicht fassen, warum Menschen anderen Lebewesen so ein Leid antun.
Auf der einen Seite hätscheln wir unsere Haustiere – auch nicht immer auf artgerechte Weise – und überschütten sie mit unserer ganzen Liebe und Kühe, Schweine und Hühner werden zu Nutztieren deklariert und fürchterlichen Qualen ausgesetzt. Die einzige Chance, die man vielleicht hat, um Tieren, gerade Nutztieren, ein besseres Leben zu garantieren, ist wahrscheinlich, auf die Gefahren für uns Menschen und unsere Umwelt hinzuweisen, die durch die herkömmliche Massenproduktion von Fleisch verursacht werden.
Durch die notwendigerweise hohen Antibiotikagaben in der Massenzucht bilden sich Resistenzen, die Medikamente wirken beim Menschen nicht mehr; die Böden werden überdüngt, das Grundwasser wird verunreinigt, die Artenvielfalt wird immer geringer, die mittleren und kleinen Bauern haben bei den Dumpingpreisen der Massenbetriebe kein Auskommen.Was aber auch wahr ist: Die große Mehrheit der VerbraucherInnen würden durchaus höhere Preise für Fleisch bezahlen, wenn sie anhand einer transparenten Kennzeichnung, wie z.B. bei Eiern, genau nachvollziehen könnten, aus welcher Art von Tierhaltung das Fleisch stammt. Darüber hinaus nimmt die Anzahl der Menschen zu, die weniger oder gar keine tierischen Produkte mehr essen.
Deutschland produziert trotzdem immer mehr Fleisch – zum Export, z.B. in afrikanische Länder, deren eigene Märkte durch unser Billigfleisch dann zusammenbrechen. Was passiert, wenn Menschen in ihren Heimatländern keine Existenzgrundlage haben? Sie machen sich auf den Weg in Länder, in denen sie hoffen, überleben zu können. Es kommt also alles auf uns zurück.
Mir liegt das Tierwohl am Herzen. Ich finde es unerträglich, dass Menschen sich anmaßen, mit einem solchen Machtanspruch und einer solchen Willkür anderen Lebewesen ausschließlich zum Zwecke einer Profitmaximierung ein solches Leid zuzufügen und ihre Würde so mit Füßen zu treten.
Viele, ich bin das gewohnt, werden jetzt sagen: Kümmert Euch doch erst mal um die Menschen, denen es nicht gut geht. Denen möchte ich zum Schluss mit einem Zitat von Theodor W. Adorno erwidern: „ Auschwitz beginnt da, wo jemand im Schlachthof steht und denkt, es sind ja nur Tiere.“
Die Grünen haben ganz konkrete Vorstellungen einer anderen Agrarwirtschaft, bei der es den Tieren besser geht, unserer Umwelt, den Erzeugern und den Verbrauchern:
Am 14. November um 20 Uhr im alten Rathaus am Weinheimer Marktplatz wird
Dr. Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen in Berlin
sein Buch: „Fleischfabrik Deutschland“ vorstellen.